Wie entstehen eigentlich psychische Symptome und Erkrankungen?

Ein Boot auf einem ruhigen Bergsee, symbolisiert die Psyche, die sich im Wasser des Lebens bewegt.

Herzlich Willkommen. Heute möchte ich mit dir gemeinsam betrachten, wie psychische Symptome und Erkrankungen entstehen, und was können wir dagegen tun können. Diese Fragen sind komplex und vielschichtig, und es gibt verschiedene Erklärungsansätze. Einer der bekanntesten und gut belegten Ansätze ist die Vulnerabilitäts-Stress-Theorie.

Um diese Theorie besser zu verstehen, stell dir vor, deine Psyche ist wie ein Boot auf einem See. Dieses Boot repräsentiert deine psychische Gesundheit, während das Wasser um das Boot herum die Herausforderungen und Belastungen des Lebens symbolisiert.

Jedes Boot hat seine eigenen Eigenschaften und Merkmale, die es entweder widerstandsfähiger oder anfälliger für Stress machen. Diese Eigenschaften können genetisch bedingt sein, durch Erfahrungen in der Kindheit geprägt sein oder durch traumatische Ereignisse beeinflusst werden. Dies sind die sogenannten Vulnerabilitätsfaktoren, die die Anfälligkeit für psychische Symptome erhöhen können.

Die verschiedenen Stressoren des Lebens, wie finanzielle Probleme, Beziehungsschwierigkeiten oder Arbeitsstress, sind die Wellen und Stürme auf diesem See. Je größer die Wellen und je heftiger die Stürme, desto mehr wird dein Boot herausgefordert. Wenn dein Boot stark und stabil ist, kann es den Wellen standhalten und seine Fahrt fortsetzen, ohne Schaden zu nehmen. Wenn jedoch das Boot bereits Risse hat oder nicht gut gewartet wurde, besteht eine größere Wahrscheinlichkeit, dass es sinkt oder beschädigt wird.

Im Rahmen unserer eigenen Schutz- und Vulnerabilitätsfaktoren (also dem Aufbau unseres Bootes) fehlen oft gute Strategien, um unsere psychischen Bedürfnisse gesund zu erfüllen. Oft entwickeln wir stattdessen Strategien, die kurzfristig zwar hilfreich sind, langfristig aber zu größerem Leid führen. Zum Beispiel könnte jemand aus Angst vor dem Scheitern eine schwierige Hausarbeit für das Studium immer weiter aufschieben und am Ende durchfallen, nicht weil die Hausarbeit zu schlecht war, sondern weil sie gar nicht abgegeben wurde. Eine andere Person könnte sich aufgrund von sozialen Ängsten immer weiter isolieren und dadurch ihre psychischen Bedürfnisse vernachlässigen.

Ein wichtiger Schritt ist es, diese fehlenden oder dysfunktionalen Strategien zu identifizieren und zu lernen, wie wir gute Strategien entwickeln können. Das könnte bedeuten, dass wir uns Zeit für Selbstfürsorge nehmen, lernen auch unangenehme Gefühle und Ängste auszuhalten, Bedürfnisse zu kommunizieren oder gesunde Grenzen zu setzen. Das kann manchmal ganz schön herausfordernd sein. PsychologInnen und PsychotherapeutInnen sind genau dafür da, dir auf diesem Weg Unterstützung anzubieten. Gemeinsam mit uns Fachpersonen ist es oft deutlich leichter sich einen Überblick zu verschaffen und wir haben viel Erfahrung damit, welche Strategien hilfreich sein können und wie du sie lernen kannst.

Besonders wichtig ist es aber sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen und geduldig zu sein. Auch wenn der Veränderungsprozess oft mühsam und schmerzhaft ist, lohnt er sich und führt dazu, dass wir die Stürme des Lebens besser bewältigen und ein erfülltes Leben führen können.

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